22. August 10
Teil II: Die Netz-Totalitaristen
Nicht nur in der Streetview-Debatte wollen uns die Netz-Ideologen weismachen, dass in der neuen Weltordnung die totaale Transparenz herrsche und wir nichts dagegen tun könnten. Dabei vermischen sie die richtige, bürgerliche Forderung nach der Transparenz von Machtstrukturen mit der Transparenz des Bürgers, die mithin das genaue Gegenteil davon ist: ein gefährliches Herrschaftsinstrument. Aus der Beschneidung von Bürgerrechten wird, schwupps, Transparenz. Ein typischer Spin in öffentlichen Debatten, der den Internet-Konzernen als Vertreter der Macht in die Hände spielt. Aber was ist die ideologische Grundlage von diesem Blödsinn?
Nun, die selbsternannten digitalen Vorreiter vertreten (teils bewusst, teils machen sie sich das selbst nicht klar) eine verquere Form von radikalem Liberalismus, genau wie ihre Vorbilder im Silicon Valley. Ein solcher Vulgär-Libertarismus geht ungefähr so: Die ungebremsten Schwarmphänomene, die im Netz stattfinden, führen in eine tolle Zukunft, und daher darf sich der Staat oder sonstwer da nicht einmischen. So nach dem Motto: Musik ist halt jetzt frei, und das ist gut so, weil sich das halt so ergeben hat. Der Markt bahnt sich seinen Weg. Die Zukunft ist unaufhaltsam. Ein bisschen Noszick, ein bisschen Friedman, ein bisschen Wilder Westen.
Das Problem dabei ist, dass die Netz-Ideologen hierbei immer noch das Bild vor Augen zu haben scheinen, dass da sympathische Leute im Silicon Valley in ihren nerdigen Garagen sitzen und gemeinsam tolle neue Sachen ausprobieren. Doch leider handelt es sich bei denen um börsen-notierte Konzerne mit ganz eigenen Agenden und Machtinteressen. Verdammt, diese Leute sind von Kopf bis Fuß eingebettet in Strukturen, die uns schon ganz anderes Unheil beschert haben. Und sie gestalten unsere Welt gerade mit beängstigender Macht.
Und deshalb hat diese Netz-Ideologie mit echtem Liberalismus überhaupt nichts zu tun. Sie mag in den Anfangsjahren der Computerwirtschaft reizvoll gewesen sein - mittlerweile ist sie, wie so vieles, nichts als ein Mittel der Blendung und der Durchsetzung von Interessen. Die Entmachtung und Instrumentalisierung von Staaten durch völlig intransparente, global agierende Konzerne, kombiniert mit der Manipulation der Öffentlichkeit und der Internet-Aktivisten, die so einen Quatsch wie Streetview auch noch als "Transparenz" feiern (und dabei wahrscheinlich auf ein Pöstchen im mittleren Management der neuen Weltordnung hoffen), führen geradewegs in den Totalitarismus - das genaue Ggegenteil von Liberalismus. Der "Kontrollverlust" ist nicht auf wundersame Weise egalitär verteilt. Wir Bürger verlieren die Kontrolle, unsere Demokratie verliert die Kontrolle, die Konzerne gewinnen die Kontrolle. Begreift das doch endlich.
Nicht nur in der Streetview-Debatte wollen uns die Netz-Ideologen weismachen, dass in der neuen Weltordnung die totaale Transparenz herrsche und wir nichts dagegen tun könnten. Dabei vermischen sie die richtige, bürgerliche Forderung nach der Transparenz von Machtstrukturen mit der Transparenz des Bürgers, die mithin das genaue Gegenteil davon ist: ein gefährliches Herrschaftsinstrument. Aus der Beschneidung von Bürgerrechten wird, schwupps, Transparenz. Ein typischer Spin in öffentlichen Debatten, der den Internet-Konzernen als Vertreter der Macht in die Hände spielt. Aber was ist die ideologische Grundlage von diesem Blödsinn?
Nun, die selbsternannten digitalen Vorreiter vertreten (teils bewusst, teils machen sie sich das selbst nicht klar) eine verquere Form von radikalem Liberalismus, genau wie ihre Vorbilder im Silicon Valley. Ein solcher Vulgär-Libertarismus geht ungefähr so: Die ungebremsten Schwarmphänomene, die im Netz stattfinden, führen in eine tolle Zukunft, und daher darf sich der Staat oder sonstwer da nicht einmischen. So nach dem Motto: Musik ist halt jetzt frei, und das ist gut so, weil sich das halt so ergeben hat. Der Markt bahnt sich seinen Weg. Die Zukunft ist unaufhaltsam. Ein bisschen Noszick, ein bisschen Friedman, ein bisschen Wilder Westen.
Das Problem dabei ist, dass die Netz-Ideologen hierbei immer noch das Bild vor Augen zu haben scheinen, dass da sympathische Leute im Silicon Valley in ihren nerdigen Garagen sitzen und gemeinsam tolle neue Sachen ausprobieren. Doch leider handelt es sich bei denen um börsen-notierte Konzerne mit ganz eigenen Agenden und Machtinteressen. Verdammt, diese Leute sind von Kopf bis Fuß eingebettet in Strukturen, die uns schon ganz anderes Unheil beschert haben. Und sie gestalten unsere Welt gerade mit beängstigender Macht.
Und deshalb hat diese Netz-Ideologie mit echtem Liberalismus überhaupt nichts zu tun. Sie mag in den Anfangsjahren der Computerwirtschaft reizvoll gewesen sein - mittlerweile ist sie, wie so vieles, nichts als ein Mittel der Blendung und der Durchsetzung von Interessen. Die Entmachtung und Instrumentalisierung von Staaten durch völlig intransparente, global agierende Konzerne, kombiniert mit der Manipulation der Öffentlichkeit und der Internet-Aktivisten, die so einen Quatsch wie Streetview auch noch als "Transparenz" feiern (und dabei wahrscheinlich auf ein Pöstchen im mittleren Management der neuen Weltordnung hoffen), führen geradewegs in den Totalitarismus - das genaue Ggegenteil von Liberalismus. Der "Kontrollverlust" ist nicht auf wundersame Weise egalitär verteilt. Wir Bürger verlieren die Kontrolle, unsere Demokratie verliert die Kontrolle, die Konzerne gewinnen die Kontrolle. Begreift das doch endlich.
mark793,
Dienstag, 24. August 2010, 00:44
Danke!
Diese vier Absätze möchte man in Stein gemeißelt einigen Web-2.0-Evangelisten und selbsternannten Vordenkern der Daseins-Digitalität ganz sachte auf den Hinterkopf hauen, damit es vielleicht doch noch klingelt.
Diese vier Absätze möchte man in Stein gemeißelt einigen Web-2.0-Evangelisten und selbsternannten Vordenkern der Daseins-Digitalität ganz sachte auf den Hinterkopf hauen, damit es vielleicht doch noch klingelt.
lukeman,
Dienstag, 24. August 2010, 01:37
Danke zurück! Ich fürchte, da klingelt nie was, außer ein paar Glückshormonen im hohlen Schädel, freigesetzt durch ein bisschen Mikro-Fame.
nnier,
Donnerstag, 26. August 2010, 00:47
Das sind so die kleinen Abstraktionsfallen und ihre großen Auswirkungen. Danke fürs Aufräumen.
mrjerk,
Sonntag, 29. August 2010, 15:21
Sehr guter Artikel! Auf den Punkt gebracht. Bravo!