09. September 10
Die FAZ hat den Google-Chef am Rande der IFA interviewt. Nach der Lektüre sollte eigentlich jeder, der noch alle beisammen hat, schreiend wegrennen.
Also nochmal ganz langsam, Herr Schmidt.
"Das Ergebnis wird vielleicht nicht so perfekt sein wie ein Forscher, der die Büchereien systematisch durchforstet, aber wir können so schnell sein, wie es ein Wissenschaftler niemals schaffen kann."
Husch Husch, dann schaut auch keiner genau hin und stellt die richtigen Fragen. Wer braucht denn Forscher und Bücher?
"Ich zum Beispiel schreibe nicht jeden privaten Gedanken, der mir durch den Kopf geht, auf. Aber es gibt viele Jugendliche, die genau das im Internet tun."
Schon klar, Orwell's "innerer Kreis" durfte auch die Überwachung abstellen - die heranwachsende Generation wird das nicht mehr können. Das wissen Sie genau. Im Gegensatz zum dummen Volk, das Sie mit Ihrer Technologie konditioniert haben, wissen Sie, wie das Spiel läuft, was man wem sagt, und wann man schweigt (immer dann, wenn's ans Eingemachte geht, zum Beispiel).
"Ich glaube fest daran, dass sich die Menschen organisieren, und zwar nach den Kriterien der Nützlichkeit."
Vielleicht sollten Sie, Herr Schmidt, einmal "systematisch die Büchereien durchforsten", vorzugsweise nach utilitaristischen Theorien und deren Kritikern. Etwas direkter: Was zur Hölle ist Nützlichkeit? Und falls wir darauf eine Antwort hätten (haben wir nicht): Warum soll sie wichtig sein? Was sind ihre Kriterien? Ist alles nützlich, was den Menschen ernährt und am Leben hält? Was zu einer egalitären Gesellschaft führt? Möglichst viel Fortpflanzung? Die Mächtigen stützt? Den Konsum erhöht? Die Wirtschaft fördert? Die Menschen blendet? Fuck off, mit Ihrer gefährlichen Pseudo-Philosophie, die Sie und Ihre Bande lediglich mit Macht und Geld versorgt.
"Es gibt Produkte, die wir herstellen können, die wir aber nicht anbieten wollen. Bei der IFA hat eine Frau das Beispiel gebracht, dass man mit der Kamera des Smartphone den Menschen nebenan ausspioniert und ihn identifiziert. Das werden wir nicht anbieten. Definitiv nicht."
Warum sollten Sie den Leuten auch eine solche Macht geben, wenn Sie die nur für sich behalten können? Außerdem sollen die Menschen ja nicht verschreckt werden durch das direkte Erleben der Macht Ihrer Daten. Denn diese Daten, das wissen Sie genau, bilden die Basis für eine unglaubliche Macht.
Das Problem ist nicht, welche Google-Dienste Sie in welcher Form mit diesen Daten verknüpfen, das Problem ist, dass diese Daten a) überhaupt existieren und b) wenn sie schon existieren, nicht frei zugänglich sind und niemand weiß, wer eigentlich Zugriff darauf hat (und sich seine eigenen Dienste daraus zimmert).
"Meine Idee ist, dass wir die Computer verbessern, die den Menschen helfen, und gleichzeitig Menschen besser darin werden, die Computer zu trainieren. Das Ziel muss sein, dass die Leute weniger Zeit verschwenden und mehr Spaß im Internet haben."
Oder anders: Ihre Idee ist, eine furchtbare Brave-New-World zu erschaffen, und den Benutzer auf dem Weg dorthin mit dummen, "nützlichen" Gadgets abzulenken.
"Sicher könnte man mit den Daten einige interessante Voraussagen treffen. Die interessantesten würden solche über den Aktienmarkt sein. Aber Google wird das nicht tun."
Nein, klar, warum auch. Tatsache ist: Der Aktienmarkt ist ein gezinktes Spiel, in dem nicht erst seit Google die Leute mit den dicksten Computern und den meisten Daten die Kohle machen und alle anderen abgezogen werden. Mit Google ließen sich präziseste Prognosen abgeben, aber wer sollte sowas nutzen... Warum übersehen so viele Menschen die fürchterliche Macht, die Konzerne wie Google da anhäufen? Meinen die Leute ernsthaft, diese von Banken und Finanzmarkt abhängigen Börsen-Konzerne nutzen ihre Macht zur Verbesserung der Welt?
[Zum Thema Netzneutralität im mobilen Bereich:]
"Der Wettbewerb um das mobile Internet ist so groß, dass der Markt die richtige Antwort gibt. Wenn die Kunden das nicht wollen, werden sie den Netzbetreiber wechseln."
Wann immer es passt, wird die Freier-Markt-Keule geschwungen (siehe auch hier). Wo sind sie denn, die lokalen Internet-Initiativen und Netze von früher? Das wäre freier Markt! Ein paar über das Finanzsystem verkungelte Telekommunikations-Konzerne, was für ein toller freier Markt.
Also nochmal ganz langsam, Herr Schmidt.
"Das Ergebnis wird vielleicht nicht so perfekt sein wie ein Forscher, der die Büchereien systematisch durchforstet, aber wir können so schnell sein, wie es ein Wissenschaftler niemals schaffen kann."
Husch Husch, dann schaut auch keiner genau hin und stellt die richtigen Fragen. Wer braucht denn Forscher und Bücher?
"Ich zum Beispiel schreibe nicht jeden privaten Gedanken, der mir durch den Kopf geht, auf. Aber es gibt viele Jugendliche, die genau das im Internet tun."
Schon klar, Orwell's "innerer Kreis" durfte auch die Überwachung abstellen - die heranwachsende Generation wird das nicht mehr können. Das wissen Sie genau. Im Gegensatz zum dummen Volk, das Sie mit Ihrer Technologie konditioniert haben, wissen Sie, wie das Spiel läuft, was man wem sagt, und wann man schweigt (immer dann, wenn's ans Eingemachte geht, zum Beispiel).
"Ich glaube fest daran, dass sich die Menschen organisieren, und zwar nach den Kriterien der Nützlichkeit."
Vielleicht sollten Sie, Herr Schmidt, einmal "systematisch die Büchereien durchforsten", vorzugsweise nach utilitaristischen Theorien und deren Kritikern. Etwas direkter: Was zur Hölle ist Nützlichkeit? Und falls wir darauf eine Antwort hätten (haben wir nicht): Warum soll sie wichtig sein? Was sind ihre Kriterien? Ist alles nützlich, was den Menschen ernährt und am Leben hält? Was zu einer egalitären Gesellschaft führt? Möglichst viel Fortpflanzung? Die Mächtigen stützt? Den Konsum erhöht? Die Wirtschaft fördert? Die Menschen blendet? Fuck off, mit Ihrer gefährlichen Pseudo-Philosophie, die Sie und Ihre Bande lediglich mit Macht und Geld versorgt.
"Es gibt Produkte, die wir herstellen können, die wir aber nicht anbieten wollen. Bei der IFA hat eine Frau das Beispiel gebracht, dass man mit der Kamera des Smartphone den Menschen nebenan ausspioniert und ihn identifiziert. Das werden wir nicht anbieten. Definitiv nicht."
Warum sollten Sie den Leuten auch eine solche Macht geben, wenn Sie die nur für sich behalten können? Außerdem sollen die Menschen ja nicht verschreckt werden durch das direkte Erleben der Macht Ihrer Daten. Denn diese Daten, das wissen Sie genau, bilden die Basis für eine unglaubliche Macht.
Das Problem ist nicht, welche Google-Dienste Sie in welcher Form mit diesen Daten verknüpfen, das Problem ist, dass diese Daten a) überhaupt existieren und b) wenn sie schon existieren, nicht frei zugänglich sind und niemand weiß, wer eigentlich Zugriff darauf hat (und sich seine eigenen Dienste daraus zimmert).
"Meine Idee ist, dass wir die Computer verbessern, die den Menschen helfen, und gleichzeitig Menschen besser darin werden, die Computer zu trainieren. Das Ziel muss sein, dass die Leute weniger Zeit verschwenden und mehr Spaß im Internet haben."
Oder anders: Ihre Idee ist, eine furchtbare Brave-New-World zu erschaffen, und den Benutzer auf dem Weg dorthin mit dummen, "nützlichen" Gadgets abzulenken.
"Sicher könnte man mit den Daten einige interessante Voraussagen treffen. Die interessantesten würden solche über den Aktienmarkt sein. Aber Google wird das nicht tun."
Nein, klar, warum auch. Tatsache ist: Der Aktienmarkt ist ein gezinktes Spiel, in dem nicht erst seit Google die Leute mit den dicksten Computern und den meisten Daten die Kohle machen und alle anderen abgezogen werden. Mit Google ließen sich präziseste Prognosen abgeben, aber wer sollte sowas nutzen... Warum übersehen so viele Menschen die fürchterliche Macht, die Konzerne wie Google da anhäufen? Meinen die Leute ernsthaft, diese von Banken und Finanzmarkt abhängigen Börsen-Konzerne nutzen ihre Macht zur Verbesserung der Welt?
[Zum Thema Netzneutralität im mobilen Bereich:]
"Der Wettbewerb um das mobile Internet ist so groß, dass der Markt die richtige Antwort gibt. Wenn die Kunden das nicht wollen, werden sie den Netzbetreiber wechseln."
Wann immer es passt, wird die Freier-Markt-Keule geschwungen (siehe auch hier). Wo sind sie denn, die lokalen Internet-Initiativen und Netze von früher? Das wäre freier Markt! Ein paar über das Finanzsystem verkungelte Telekommunikations-Konzerne, was für ein toller freier Markt.
levpan,
Freitag, 10. September 2010, 18:48
Don't be evil.. :'(
tyrell,
Donnerstag, 16. Dezember 2010, 18:26
Eine schlicht unfaßbare Machtfülle, deren Umfang wir alle sekündlich freiwillig, ja begeistert, mehren.
Ein Weltzustand, den wir noch gar nicht verstehen. Fraglich, ob wir das je tun werden.
Ist das der Turmbau zu Babel? Endgültig?
Wie wird die große Sprachverwirrung aussehen?
Sollten wir uns das wünschen?
Wäre es ein Ausweg?
Ein Weltzustand, den wir noch gar nicht verstehen. Fraglich, ob wir das je tun werden.
Ist das der Turmbau zu Babel? Endgültig?
Wie wird die große Sprachverwirrung aussehen?
Sollten wir uns das wünschen?
Wäre es ein Ausweg?
lukeman,
Samstag, 15. Januar 2011, 17:48
Ich fürchte, der Ausweg wird sein, dass das Internet irgendwann kollabiert und wir uns wieder über CB-Funk unterhalten...