25. März 10


Vorgestern machte ich eine schockierende Feststellung. Das Buch ist so gut wie tot.

Das kam so: Müde, aber beschwingt durch den Frühlingsdurchbruch stieg ich in den Bus am Ostbahnhof. Ich schaute etwas verträumt auf den Anzeigebildschirm, doch der schien nicht zu funktionieren. Stattdessen hatte man ein großes, weißes Schild darüber gehängt, auf dem die Endhaltestelle stand.

Moment, dachte ich, wieso sollte man denn sowas machen? Plötzlich war meine ganze Aufmerksamkeit auf den Bildschirm gerichtet. Aber da hängt doch ein großes, weißes Schild!

Ich starrte das Schild an. Irgendwann erschien oben links ein rotes "Stopp" - das Schild war ein Bildschirm! Ich schwöre es, das war das erste Mal, dass mich ein Bildschirm derartig täuscht.

Klarer Fall: Es wird nicht mehr lange dauern, dann liest kein Schwein mehr Bücher. Bibliophile werden weiterhin alte Bücher kaufen, und auch so manches neu erschienene Liebhaberprodukt. Der neueste Roman, der neueste Ratgeber, das Reclam-Heft, der Suhrkamp-Klassiker, der Krimi, das Fachbuch, selbst das Western-Heft, das alles wird digital gelesen werden. Die Technik ist einfach zu gut.